Die große Tugend der khanti geht unter vielen, oft leicht angestaubten, Namen: Geduld, Langmut, Sanftmut, Nachsicht sind die wohl geläufigsten. Gemeint ist eine Kraft und Fertigkeit – die sich trainieren und schulen läßt – in der Begegung mit dem Unvermeidlichen, Unerwünschten und Unangenehmen in unserem Erleben. Im Geiste unserer Zeit verstehen wir diese Fertigkeit heute am ehesten psychologisch als ,Nicht-Reaktivität’ – einer Facette auch der Achtsamkeit.

Khanti hat etwas mit Reife und Perspektive zu tun, mit Selbstreflexion, Weisheit und affektiver Mündigkeit. Es ist weder bloss resignatives Erdulden, noch eiserne Impulskontrolle; auch nicht eine abgekoppelte Affektlosigkeit. Von stoischer Unerschütterlichkeit unterscheidet sie sich im springenden Punkt, daß bei aller Bereitschaft etwas zu dulden, es ohne die Desensibilisierung abgeht: um die Fähigkeit und Kraft, etwas spürend und ohne Abstumpfung zu ertragen – aus einer Warte, die den unmittelbar unangenehmen Aspekt des Erlebten in einer größeren Perspektive weiß und diese zu halten vermag

Khanti, berühmterweise eine der zehn Vollkommenheiten (pāramitā), die den Buddha in der Pali-Überlieferung auszeichnen, wird gleichermaßen in der Liste der Vollkommenheiten des Mahāyāna und bereits in den Prajñapāramitā Sūtras genannt.

Der Vortrag beleuchtet die Kraft der Sanftmut unter dem Blickwinkel ihres Trainings und ihrer praktischen Ausbildung.